DIE GESCHICHTE

Wir dürfen auf ein über 100 jähriges Vereinsleben der heutigen Brass Band Konkordia Zwingen zurückblicken. Gerne nehmen wir Sie mit auf einen Zeitreise und möchten Ihnen die Vereinsgeschichte der Brass Band Konkordia Zwingen etwas näher bringen.

Zangengeburt einer Dorfmusik

„Der Keim, der die Musikgesellschaft in jede Jünglingsbrust eingepflanzt hat, ist nicht mit der Gesellschaft verdorrt, sondern treibt und keimt und wächst aus jeder Brust hervor“, steht im Vorwort zum Protokoll zur Gründerversammlung vom 28. Oktober 1912. Und der Keim treibt noch immer. Weshalb sonst, könnten wir heute eine über100-jährige Gemeinschaft feiern? Schliesslich wurde die Tradition nicht der blossen Tradition wegen beibehalten, sondern weil die Begeisterung für ihr Tun in den Vereinsmitgliedern immer wieder aufblüht. Anders ausgedrückt: Die BBKZ ist eben nach wie vor „e geile Huffe“, wie wir bei Gelegenheit zu sagen pflegen. So viel steht fest. Wie alt nun dieser vermeintlich 100-jährige Haufen ohne Alterserscheinungen tatsächlich ist, liegt hingegen im Dunkeln. Bereits aus dem Jahr 1883 existieren nämlich Protokolle eines Zwingener Musikvereiens. „In dieser Sitzung wird einstimmig beschlossen, die Musikgesellschaft wieder aufzurichten und dieselbe nach ‚alter Väter Sitte‘ weiter zu führen“, wurde am 1. August protokolliert. Ein Hinweis darauf, dass es bereits vorher eine Dorfmusik gab. Aus dieser Zeit sind jedoch keine Dokumente mehr auffindbar. Man hat sich damals also regelmässig aufgelöst und wiedervereint, wie Boygroups, die ihre Comebacks geben. Gemeinsamens Musizieren birgt eben auch die Gefahr für Unstimmigkeiten und Missklänge. Apropos Boygroup – tatsächlich war der Musikverein damals reine Herrensache. Doch dazu später. Harmoniemusikgesellschaft hiess die Band von 1883, in der klare Regeln aufgestellt wurden. So zum Beispiel solche, die eigens für den Besuch des Bezirkgesangsfest in Grellingen 1885 aufgestellt wurden. Wer sich betrank und zum Spielen unfähig war, sollte 2 Franken in die Vereinskasse bezahlen müssen, ebenfalls wer auf das Kommando „Achtung“ des Direktors infolge von Schwatzen oder Lachen nicht zum Spielen bereit war. Doch kam es gerade an dem besagten Gesangsfest trotz klarem Reglement zu Auseinandersetzungen, die zur Auflösung des bisherigen Vereins führten. Es folgten Neugründungen um 1887, 1896 und 1900. Bereits wurde die Bezeichnung „Konkordia“, die noch heute den Namen der Band ziert, verwendet und um 1900 die erste Fahne angeschafft. Doch auch diese vermochte nicht zur Stetigkeit des Vereinsleben beitragen. Immer wieder wurde der Probebetrieb für längere Zeiten eingestellt. An einigen Anlässen wurde gemäss Protokollen dann doch gespielt. So etwa zur Grundsteinlegung zur Kirche 1904. Doch schien auch dies ein kurzes Intermezzo.

Auferstehung 1912

Am 28. Oktober 1912 sollte sich die Zwingener Dorfmusik wie ein Phönix aus der Asche erheben. Es war Arnold Brosi, der die ehemaligen Musikanten zu einer Sitzung lud, und siehe da – sie erschienen, und zwar pünktlich. So zählte die Musik nun 12 Musikanten und Brosi als ihren Dirigenten. Bald sollten neue Mitglieder hinzukommen. Während dem ersten Weltkrieg konnte jedoch wiederum nur im kleinen Rahmen musiziert werden, da viele der Mitglieder ein- berufen wurden. Scheinbar führte dies auch zum Bruch mit Brosi, der zu hohe Forderungen stellte. Doch der Verein sollte die Unstimmigkeiten diesmal überleben. Dies obwohl auch die Vereinskasse stark unter den Kriegsjahren gelitten hatte. Auch die darauf folgende Zeit blieb vor zwischenmenschlichen Turbulenzen, Dirigentwechseln und Statutenänderungen nicht verschont. Musikalisch mussten ebenfalls Enttäuschungen hingenommen werden. So wollte Dirigent Fritschi an keinem Musiktag mehr teilnehmen nachdem 1920 am Musiktag, der in Zwingen selbst stattfand, nur 12 von 20 Punkten erzielt wurden. Die erste Uniform wurde 1928 angeschafft. Infolge Regenwetters musste deren Einweihung aber immer wieder verschoben werden. Es scheint als habe die Erfolgsgeschichte lange auf sich warten lassen. Warum auch immer wurde der Verein noch einmal aufgelöst und am selben Tag wieder gegründet. Es war dies 1938. Wieder folgten Kriegsjahre, Dirigenten kamen und gingen. Und doch fand man immer wieder einen Weg aus Krisen heraus. Wie wichtig es ist Klartext zu sprechen, bewies 1942 der junge Dirigent Eugen „Geni“ Muchenberger aus Reinach, als er den Herren einmal gründlich die Leviten gelesen hatte. So konnte der Frieden gewahrt werden und Geni durfte sich wegen seiner reifen Leistung einer Honorarerhöhung von acht auf zehn Franken pro Probe erfreuen. Zehn Jahre stand der Verein unter seiner Leitung. Neue Uniform und Fahne wurden angeschafft, Feste wie das Kantonale in Basel wurden besucht. Und trotz Ebbe in der Vereinskasse liess man sich auch Ausflüge bis an den Titisee nicht entgehen. Es war „die schöne Helena“ die Geni darin bekräftigte 1952 den Dirigentenstab abzugeben. Wie gerne hätte er das Werk von Franz von Suppé einstudiert, welches der Band aber eine Nummer zu gross war. Nennenswert sind auch die darauf folgenden Dirigenten Bruno Goetze, der später einige namhafte Chöre und Orchester leitete, und Hans Hubler aus Basel. Leider konnte der Verein Hublers Wunsch, bei seinem Tod zu spielen, nicht Folge leisten. Zu spät erfuhr man von der Beerdigung. Der Grund für den Wunsch liegt auf der Hand. Die Zwingener Musik spiele nämlich am traurigsten, so Hubler stets scherzhaft.

Frauen im Vormarsch

Als Marieli Hueber sich 1960 in die Reihen der Band gesellte, war sie sozusagen eine Pionierin. Frauen waren damals in den Musikgesellschaften nämlich kaum vertreten. Von da an kamen jedoch immer mehr weilbliche Stützen hinzu.

Von der Musikgesellschaft zur Brass Band

Es war zur selben Zeit, als eine Neuinstrumentierung anstand. Anlässlich der Einweihung der neuen Instrumente reiste der ehemalige Dirigent Bruno Goetze mit der 75-köpfigen Stadtmusik Bern an, um in Zwingen ein Galakonzert zu geben. Bestimmt ein einmaliges Erlebnis, welches sich auch finanziell ausgezahlt hatte. Nun waren es leider nicht die besten Instrumente die angeschafft wurden, besonders die Primhörner konnten kaum zum Stimmen gebracht werden. So stand bald eine weitere Teilinstrumentierung an und im selben Zuge machte man sich auch über die Besetzung neue Gedanken. Die Band begann sich langsam an der englischen Brass Band-Formation zu orientieren. Instrumente konnten eingetauscht werden und mit dem Dirigenten E. Hermann hielt auch neue Literatur den Einzug. Die Stilwende zur Brass Band war vollzogen.

Bühnenreif

Auch das Theaterspielen gehörte zur „Zwingenmusik“, welche seit jeher eine Doppelrolle einnahm. Theateraufführungen lassen sich bis ins Jahr 1882 zurückverfolgen. Bis in die Zeit also, in der nur vage Hinweise auf eine bestehende Dorfmusik hindeuten. Der musikalische Auftakt schien aber stets zu den Unterhaltungsabenden dazuzugehören. Unter den Stücken befanden sich auch Klassiker wie „Schuld und Sühne“. 1939 wurden nicht weniger als drei Schwänke an einem Abend aufgeführt. Selbstverständlich mit musikalischem Rahmenprogramm, anschliessender Tanzmusik und Tombola. Man kriegte für seine 50 Rappen Eintritt wahrhaft etwas geboten im Löwensaal. Mit dem Bau des neuen Primarschulhauses wurde fortan auf neuer Bühne aufgetreten. Es wurde zur Tradition, alternierend ein Unterhaltungskonzert oder Theater zu bieten. Manche der heutigen Mitglieder können sich noch bestens an die Aufführungen von Stücken wie „Der wahre Jakob“ oder „Der kühne Schwimmer“ erinnern. Erst in den 1990er fand die Tradition ein Ende, da man sich von da an ausschliesslich der Musik widmen wollte.

Musikalischer Aufschwung

Als 1967 ein neuer Dirigent gesucht werden musste, war es gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der den Brass Band-Stil ebenfalls bevorzugte. So kam es dass der damalige Vize-Dirigent, Franz Hueber, die Direktion als Notlösung übernahm. Mit einem kleineren Unterbruch wurde aus der Notlösung jedoch eine fast 30-jährige Zusammenarbeit. Viele Erfolge konnten unter seiner Leitung verbucht werden. 1968 kam es einmal mehr zu Umstrukturierungen und einer Verringerung der Mitgliederzahl. Erst zwei Jahre später konnte wieder aufgetreten werden. Doch von da an wurde Gas gegeben. Es wurde in die Nachwuchsförderung investiert und bald konnten sieben junge Damen in den Verein integriert werden. Für die Kameradschaft wertvoll waren die Musiklager auf der Grimmialp und in Zweisimmen. Zum ersten mal seit 25 Jahren vermochte sich die Band wieder einmal einer Jury zu stellen und erspielte sich am Basel- Städtischen Kantonalen den dritten Platz in der zweiten Stärkenklasse. Ein weiterer musikalischer Höhepunkt war mit Sicherheit die Aufnahme der Schallplatte zum 75-jährigen Jubiläum im Jahre 1987. Das klingende Dokument, wie es bezeichnet wurde, enthält unter anderem die Jubiläumskomposition „Schloss Zwingen“ von Franz Hueber oder die bekannte Brass Band Komposition „Labour and Love“.

Die Brass Band Konkordia Zwingen

1995 legte Franz Hueber die Direktion nieder. Sein Nachfolger, Martin Schaad, amtete bis Ende 2012 als Dirigent und hat die Band geprägt wie kein anderer vor ihm. Seit 1998 trägt die frühere Musikgesellschaft Konkordia den dem Musikstil entsprechenden Namen Brass Band Konkordia Zwingen. Es begann eine Zeit in dem die Band einige Show-Wettbewerbe und kantonale Musiktage erfolgreich bestritt. Im Jahr 1998 durfte die Band die Siegertrophäe am Show-Wettbewerb der Laufentaler Musiktage in Blauen in Empfang nehmen. Es folgte im Jahr 2000 der Sieg auf dem ersten Platz am kantonalen Musikfest in Ettingen. Auch am Unterhaltungswettbewerb 2002 schaffte die Brass Band Konkordia Zwingen den Sprung aufs Podest. Am Show-Wettbewerb 2006 im Rahmen des legendären Dorffests von Meltingen legte die BBKZ einen fast ebenso legendären Auftritt auf die Bühne und durfte schliesslich einen weiteren 1. Preis bejubeln. 2009 durfte der Verein den letzten eigentlichen Laufentaler Musiktag in Zwingen durchführen. Der Laufentaler Musikverband wurde kurz darauf aufgelöst. Fast könnte man auf die Idee kommen, die BBKZ habe sich im Laufe der Jahre auf die Marschmusik spezialisiert: Die Organisatoren der Musiktage 2011 in Duggingen hatten den Marschmusikwettbewerb der kurvenreichen Strecke wegen kurzerhand zum Slalom umdeklariert, was die BBKZ zum Anlass nahm, die Sache wörtlich zu nehmen und in Einerkolonne und in Schlangenlinie die Dorfstrasse hinunter zu marschieren. Dieser spontane Einfall wurde mit dem Publikumspreis für die beste Marschmusik honoriert.

Erste Frau als Dirigent

Iris Eggler hiess sie, die erste Dirigentin der Brass Band Konkordia Zwingen. Von 2013 bis 2016 gab sie bei der Brass Band den Takt an – und das mit Erfolg. Gleich nach Antritt ihres neuen Postens wurde sie auf eine grosse Probe gestellt. Im April 2013 durfte sie mit ihrer neuen Band an der Zertifikatsversammlung der Basellandschaftlichen Kantonalbank das Rahmenprogramm mitgestalten. Der Austragungsort war kein geringerer als die heilige Halle im St. Jakob. Das einmalige Erlebnis fand für die gesamte Band und Iris Eggler einen gelungen Start für eine dreijährige Zusammenarbeit. Es folgten im Juni 2013 die Musiktage beider Basel, die in Liesberg ausgetragen wurden. Neben zehn anderen Bands durfte die Brass Band Konkordia Zwingen ihr musikalisches Können vor der Jury präsentieren. Diese honorierte den gesamten Auftritt schliesslich mit dem zweiten Platz. Am Kantonalen Musiktag 2015 belegte die Band unter der Direktion von Iris Eggler ebenfalls einen Podestplatz. Nämlich den 3. Rang des Laufner Musikpreis in der Kategorie Brass Band.